Ist es sinnvoll, den RFID-Chip im Ausweis zu deaktivieren?

Auf YouTube gibt es einen etwas dubiosen Kanal, der eine Anleitung gibt, wie es möglich ist, den RFID-Chip im Personalausweis zu deaktivieren. Die skurrile Begründung, warum eine solche Deaktivierung notwendig ist, liefert der Beitrag gleich mit. Dort wird unter anderen behauptet, dass der Staat mittels des Personalausweises seine Bürger überwacht und exakte Bewegungsprotokollen erstellt. Stimmt das und wie sinnvoll ist eine solche Deaktivierung des RFID-Chips?

Alles theoretisch

Ist es sinnvoll, den RFID-Chip im Ausweis zu deaktivierenAuf YouTube heißt es, die deutschen Bürger leben mit einer dauerhaften Überwachung. Theoretisch, so sagt der Beitrag, kann ein RFID-Transponder sogar über eine Distanz von mehr als einem Kilometer noch auslesen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang das Wort „theoretisch“, denn in der Praxis kann ein RFID-Chip keine Signale aussenden. Er benötigt dazu eine Energiequelle wie beispielsweise einen Akku oder eine Batterie. Diese Energie, um Signale zu versenden, bekommt der Chip von einem Lesegerät, das mit Near Field Communication, kurz NFC arbeitet. Der Name verrät es schon, das Lesegerät und der Chip dürfen nicht mehr als wenige Zentimeter voneinander entfernt sein. Dem Staat dürfte es also kaum möglich sein, Bewegungsprotokolle seiner Bürger zu erstellen.

Funktioniert die Deaktivierung in der Mikrowelle?


Im Video ist auch die Rede davon, den RFID-Chip in der Mikrowelle unschädlich zu machen. Das ist durchaus möglich, aber eine strafbare Handlung. Im Paragrafen 4 des Passausweisgesetzes ist im Absatz 2 zu lesen: „Ausweise sind Eigentum der Bundesrepublik Deutschland.“ Ist der Ausweis beschädigt, schreibt das Strafgesetzbuch dazu im Paragrafen 303, Absatz 1: „Wer rechtswidrig eine fremde Sache beschädigt oder zerstört, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder einer Geldstrafe bestraft.“ Es ist demzufolge keine gute Idee, den Personalausweis in die Mikrowelle zu legen, um den RFID-Chip zu zerstören. Die Bundespolizei, beispielsweise am Flughafen, kann einen manipulierten Ausweis sehr schnell erkennen und Reiseträume zunichtemachen.

Keine Angst vor heimlichem Auslesen

Viele Menschen betrachten die RFID-Technik mit Argwohn und sie haben Angst, dass ihre Daten durch den Chip in die falschen Hände geraten. Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand die Daten auf dem Personalausweis oder der Kreditkarte ausliest, sind sehr gering. Wer sich dennoch davor schützen will, der wird im Internet ganz bestimmt fündig. Dort gibt es sogenannte RFID-Blocker zu kaufen, Hüllen, in denen die persönlichen Dokumente und auch die Kreditkarten sicher aufgehoben sind. Diese Hüllen sind innen mit Aluminium beschichtet und das macht das Auslesen eines RFID-Chips unmöglich.

Die Angst vor dem Datenklau als eine Paranoia zu belächeln, ist falsch. Aber es ist auch nicht richtig, an krude Verschwörungstheorien zu glauben. Noch kann niemand, auch nicht der Staat, nach Belieben seine Bürger durch einen RFID-Chip im Personalausweis ausspionieren. Ob das jemals möglich sein wird, ist fraglich. Auch versierte und talentierte Hacker können nicht so einfach eine Kreditkarte auslesen und dann für sich nutzen. Alle, die auf Nummer sicher gehen wollen, können das mit einem RFID-Blocker. Günstiger ist es, einen RFID-Blocker selbst zu basteln, es reicht schon aus, ein Stück Alufolie in den Geldbeutel oder die Brieftasche zu legen. Das hält Hacker davon ab, die persönlichen Daten vom Personalausweis oder der Kreditkarte auszulesen.

Beitragsbild: depositphotos.com / 82501788@Kzenon

Tommy Weber

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Tommy Weber ist leidenschaftlicher Autor und befasst sich mit vielen Themen wie unter anderem hier über die Vorzüge von RFID.